Alpenzorro - eine 12 Tage Mountainbiketour vom Gardasee nach München
Copyright 2006 Stefan Stuntz
Wie verbindet man den Gardasee mit den besten Gletschertrails an Bernina und Ortler? Wie mit dem höchsten erradlbaren Joch der Ostalpen? Und wie kommt man schlußendlich zurück bis vor die eigene Haustür?

Ganz einfach... mit dem "Alpenzorro" :-).

Diese Routenführung ist mir nicht daheim eingefallen. Eigentlich war recht wenig geplant, die Tour hat sich einfach so unterwegs weiter entwickelt. Ich wollte zum einen einige mir bisher unbekannte Trails in der Schweiz fahren, zum andern endlich mal einen Süd-Nord-Cross direkt vor meiner Haustür beenden. Herausgekommen ist ein wunderschöner, langer, schwieriger Alpencross vom Gardasee über die Bergamasker Alpen nach St. Moritz, weiter übers Stilfser Joch, durchs Vinschgau über Sterzing ins Zillertal und schließlich auf direktem Wege nach München. Das ganze hat auf der Karte die Form eines großen Z, "Alpenzorro" ist daher ein durchaus passender Name.

Ich war auf dieser Tour allein unterwegs. Mehr oder weniger allein jedenfalls, denn mit von der Partie war mein neues Spielzeug, ein PocketPC. Zum einen als Multitalent für Unterhaltung (Hörbücher, ebooks, Musik), zum andern als Kartenersatz dank integriertem GPS. Die beinahe wichtigste Funktion war jedoch die ständige Online-Verbindung. Dadurch konnte ich im Forum von mtb-news.de quasi live von der Tour berichten, was einen regen Gedankenaustausch und viele gute Vorschläge für die weitere Routenführung seitens meiner "virtuellen Mitfahrer" zur Folge hatte. Die Aktion hat mir auf diese Weise großen Spaß gemacht, vielen Dank nochmal an dieser Stelle!

Was folgt ist der Live-Bericht, angereichert mit allen Bildern die mir aufhebenswert erschienen. Natürlich ist auch der Original-Thread auf mtb-news mit allen "Zwischenrufen" :-) weiter verfügbar, ich freu mich über jeden neuen Kommentar. Dort gibts ebenfalls mehr Infos zur Technik.

Zum Nachfahren und/oder Anschauen in diversen Kartenprogrammen gibt's ein Archiv mit dem kompletten GPS-Track, aufgeteilt in 12 Tage, in diversen Formaten. Außerdem steht eine KMZ-Datei für GoogleEarth zur Verfügung.

Jetzt aber endlich zum Bericht und den Bildern... einfach weiterscrollen oder direkt zu Tag 1, Tag 2, Tag 3, Tag 4, Tag 5, Tag 6 (beste Fotos!), Tag 7, Tag 8, Tag 9, Tag 10, Tag 11, Tag 12 springen.

Viel Spaß,
stuntzi.




Tag 1: München - Tremalzo 30.08.2006


08:45 München, Bahnhof

Los geht's. Mountainbike wurde zerlegt und in Müllsäcke gewickelt. Hab keine Lust mit Bummelzügen zu fahren und was anderes bietet die Bahn leider nicht an für uns Radler.

10:20 Brenner

Das erste mal mit dem Zug über den Brenner. Bisher Wolken und Regen, aber im Süden sieht man schon die Sonne. Berge am Hauptkamm bis ca. 1600m verschneit, glaub das Eisjöchl nächste Woche auf dem Rückweg könnte kritisch werden :-).

Deutsche Bahn Ticketpreise wie erwartet eine Frechheit, die wollten 65E von München nach Rovereto. Bis Brenner warens "nur" 36E, bin also hier mal schnell aus dem Zug gesprungen und hab am italienischen Automat die restliche Strecke für 7.90E bekommen... Kein Kommentar...

Handy WIND-Karte leider leer, also erst mal kein Netz. Macht nix, Audiobuch ist auch ganz spannend.

Ok, grad war der Schaffner da und wollte noch mal 5E Zuschlag auf das Billigticket. Naja, immer noch ein guter Deal und die Deutsche Bahn spinnt trotzdem.

12:45 Rovereto

So... Radl fertig zusammengebaut, alle Teile noch dran, läuft gut. Sonne scheint bei 30 Grad, so muß das sein. Noch schnell Wasser tanken, dann kann die tour beginnen. Ok zugegeben... Von Rovereto nach Torbole und auf den Tremalzo ist nix wirklich neues :)... das "Abenteuer" muß noch auf morgen warten.

14:00 Gardasee

Der Radlweg nach Torbole war sehr nett. Wurde auch langsam mal Zeit, bin schon 50 mal hier gewesen und kannte ihn noch nicht. Null wind, dafür Sicht bis zum Südende. So klar hat man's hier selten. Jetzt erst mal auf nach Riva zur Eisdiele, muß doch die Ankunft am Lago feiern :)!

19:45 Rifugio Garda, Tremalzo

Hm, Glück gehabt. Hab irgendwie etwas die Zeit unterschätzt. Zu lange am Strand rumgehangen, Pizza gegessen, Eis gegessen. Und dann ganz gemütlich über die alte Ponalestraße, Ledrosee, Passo Nota rauf. Hat ganz schön lang gedauert und ich bin ziemlich abgeschlafft, auch wenns von Rovereto aus nur knapp 2000m sind. Das zieht sich...

Immerhin sitz ich jetzt geduscht und sauber mit kaltem Bier und heissen Spaghetti in der warmen Hütte und genieße den Sonnenuntergang. Vorhin stand ich allerdings vor verschlossener Tür, zum Glück hat sich der Wirt nach mehrmaligem klopfen erbarmt, scheine der einzige Gast zu sein. Macht nix, hab meine Unterhaltung ja dabei. So... erst mal weiter essen!

Hömes bergauf: 2000, bergab: 450




Tag 2: Tremalzo - Croce Domini 31.08.2006


08:00 Rifugio Garda

Endlich Frühstück. Typisch italienisch, aber immerhin mit Honig und auf der Terasse. Sonne hat's grad über den Tremalzo geschafft. Glaube der Fleece bleibt heute im Rucksack. Sicht bis zum Mittelmeer. Und nach Westen zum unbekannten Passo Bruffione, dem nächsten Hindernis. Sieht ganz schön hoch und wild aus. Danach kommt dann noch ein Pass, wird wohl wieder ein langer Tag.

Na dann... "start the day with a downhill" :)

10:30 Storo

Ts.. Gleich mal 200 unerwartete Höhenmeter zur Bochetta di Lorina. Dafür dann auch 200hm netter Waldtrail, S2 wegen Steilheit. Unten etwas matschig und verwahrlost, aber lustig.

Dann Schotter-, später Teer-downhill durchs enge und wilde Valle Lorina, teilweise kaum breiter als die Straße und der Fluß. Weiter unten kommt man dann auf die bekannte Ampola-Passstraße und heizt bis Storo. Hier natürlich kurze pause am Canyonig-Wasserfall vom "Integrale" (Torrente Palvico).

Ein netter Radweg geht nach Norden richtung Condino, ab hier links hoch und nur noch bergauf über Brione richtung Passo Bruffione, irgendwo ganz weit oben über 2000m.

15:25 Passo Bruffione (2130m)

Endlich oben. Netter Pass. Ok, man hätte mit gewalt alles fahren können. Aber mal 200m schieben ist auch nicht so verkehrt :).

Aussicht nach unten: grün und almig, kein Trail aber nette grasbewachsene Serpentinenstraße.

17:00 Valle di Caffaro (1500m)

War ein genialer Downhill, jetzt sitz' ich mit Latte Macchiato an einem Albergo an der Straße zum Passo Croce Domini und frag mich ob ich hier schlafen soll. Immerhin schon 2000m in den Beinen. Andrerseits ist die Abendsonne noch wunderschön warm und Autos sind auch keine mehr unterwegs, also was solls. Drüben auf der Westseite wartet immerhin ein toller Sonnenuntergang. Ein bißchen Musik auf die Ohren und los geht's. Oben solls angeblich ein Rifugio geben, hoffe mal das stimmt auch!

18:30 Rifugio Baleza

Ha! Die Musik hats gebracht. Hab die letzten 400hm im Rennradtempo genommen. Ist aber auch ein wunderschöner Pass, einspurige Teerstraße mit angenehmer Steigung und Almwiesenpanorama gekrönt von ein paar zackigen Felsen.

Das Rifugio auf der Passhöhe gabs zwar, aber es war rappelvoll mit zwei dutzend Rentnern, ebensovielen Hunden und lauter Polkamusik. Nach einem kurzen Bierchen bin ich geflüchtet und hab mich 100m tiefer im Rifugio Baleza einquartiert, hier mal wieder als einziger Gast. Muß ich halt morgen früh wieder rauf zur Kammstraße, halb so wild.

Jetzt lieg ich auf der Almwiese, surfe ein bißchen im Netz und warte auf den Sonnenuntergang.

Hömes bergauf: 2500, bergab: 2400




Tag 3: Croce Domini - Passo Vivione 01.09.2006


11:01 Bienno (450m)

Man könnte es auch grausige Höhenmetervernichtung nennen. Ok, der Reihe nach: der Frühstücksstandard sinkt beträchtlich. Im Baleza hat's nicht mehr mal zu Brötchen gereicht, gab nur abgepackten zwieback. Zusammen mit halb gefrorener Butter und alles andre als flachen Tellern kein wirkliches Vergnügen. Egal, Schwamm drüber. Dafür wars nicht teuer.

So gegen 9 Uhr geht's dann endlich los, erst mal die 100m wieder zum Croce Domini raufstrampeln und dann noch mal 150m auf anfangs gar nicht so flacher Kammstraße nach süden.

Trailsuche war vergeblich. Die oberen 200m warn ja noch ganz nett, da teilasphaltiert. Aber dann... 500m gnadenlos grobschottrige Forststraße. Kein spaß. Hat nicht irgendwer erzählt er wäre das bergauf gefahren? Respekt... aber... WARUM??

Dann folgen noch 800m steile schmale teerstraße, man könnts auch Bremsbelagkillerstrecke nennen, und schon bin ich unten. Alles in allem ganz unterhaltsam, aber das nächste mal doch lieber gleich die Paßstraße runterbrausen.

14.45 irgendwo am passo campelli auf 1200m

Grrr... 1600hm am Stück und nie unter 20%?? Die spinnen die italiener :). So, mußte mal kurz schimpfen... Dann kanns ja weiter gehen.

16.30 Passo Campelli (1900m)

Der sollte besser Quäldichdusau-Pass heissen. Also das war mit Sicherheit einer der schindigsten Pässe die ich bisher gefahren bin, und das waren schon einige. Konstant steil, meist über 20%, von ganz unten bis ganz oben. Bis 1600m geteert, aber trotzdem... man freut sich schon wenn mal ein kurzes 16%-Stückchen zum "ausruhen" kommt. Die letzte halbe Stunde dann ohne Teer, dafür gleich steil und mit gröbstem Steinpflaster. Schiebung.

Lustigerweise bin ich vorher noch 400hm auf der falschen Hangseite hoch. Mein Plan war dort irgendwie auf den Grat rauf und dann oben rüberqueren. Nachdem mir allerdings der dritte Local unterwegs abgeraten hat... Seufz. Alles wieder runter und noch mal von vorn :).

So, noch ein bisserl sonnenbaden und dann hoffentlich ohne viele Hömes zum Passo Vivione rüberqueren und im dortigem Rifugio (auf einer Serviette entdeckt) ein Zimmer ergattern.

19:30 Rifugio Vivione (1827m)

Geschafft. Der Downhill durch's Valle Campelli mit den steilen Zacken der Cimone della Bagozza im Abendlicht war ein Highlight. Nettes holpriges Schottersträßchen mit ein paar Traileinlagen. Eine einlage ging leider etwas zu weit und ich mußte wieder hochlaufen. Aber lustig wars :).

Auf etwa 1600m um 18:30 komm ich an einem netten Rifugio vorbei. Aber das Licht ist noch so schön und die kleine Teerstraße rauf zum Vivione sieht verlockend aus, also weiter. Doch nochmal 200m... zefix.

Kurz vor dem Pass überholen mich drei volle Pandas (14 Leute, kein Witz) und ich befürchte schon das schlimmste was die freien Zimmer angeht. Also nochmal Rennradtempo, ich überhole sie wieder bei einer fotopause am Pass-schild und bin als erster am Rifugio, ha!

Die Eile war allerdings umsonst, die Gruppe fährt weiter und ich bin mal wieder der einzige Gast. Rifugio ist total nett eingerichtet und die Chefs sind echt freundlich. So, erst mal schluss mit dem Geschreibsl, die Pasta kommt. Riesenportion, grad recht! Mahlzeit. :)

hömes bergauf: 2520, bergab: 2490




Tag 4: Passo Vivione - St. Moritz 02.09.2006


08:00 Passo Vivione

Ui, sogar Käse zum Frühstück. Und Apfelsaft. Ein Wunder! Der Hüttenhund liegt gemütlich draußen auf der Straße und wälzt sich jede Minute einen halben Meter weiter... saugt wohl schon die Hitze aus dem sonnenbeschienenen Asphalt.

Der Passo del Gatto liegt im Westen vor meiner Nase, sieht aus wie 600m schieben. Macht nix, alles ist besser wie die Campelli-Tortur gestern. Ok, im nachhinein betrachtet war's ein toller Pass. Trotzdem hab ich lieber die "gemütlichen" Steigungen, wo man selbst entscheidet wie viel Kraft man grade einsetzen will. Stundenlang bei 20% am Anschlag zu fahren ohne Aussicht auf Besserung ist nicht so mein Fall. Und schieben auf Teer kam natürlich gar nicht in Frage :).

10:00 Aufstieg zum Passo Gatto (2165m)

Mit fahren ist tatsächlich nicht viel. Die Steigung ist zwar moderat, aber es liegen zu viele große Brocken im Weg. Meine kläglichen versuche mußte ich schnell mit einem blutigen Handballen büßen, Handschuhe waren dabei natürlich sicher im Rucksack verstaut :). Also doch lieber schieben, die Landschaft ist toll und das Hörbuch spannend.

10.45 Passo Gatto (2418m)

Ein kleiner durchschlupf im Felsgrat. Ziemlich alpin. Im Osten am horizont der Adamello-gletscher, im Westen mir völlig unbekannte bergamasker Gipfel.

Die 90 minuten Aufstieg waren nicht so tragisch, trotzdem würde der Weg bergab natürlich mehr Sinn machen. Wär bestimmt ein netter s2-trail. Jetzt bin ich mal auf die andre Seite gespannt.

12:00 Passo Venerocolo (2260m)

Mehr als 8 Grad warens nicht, aber bei 30 Grad Außentemperatur ist ein Bad im See am Passo natürlich Ehrensache. Apropos wetter, darüber gibt's wenig zu berichten. Seit dem Tremalzo hab ich keine einzige Wolke mehr gesehn.

Die trailquerung hier rüber war ein kleines Highlight, S1 bis S2 immer am Hang entlang. Die paar schritte rauf am Schluß sind kaum der Rede wert. Von hier ab geht's nur noch runter... so an die 2000hm :)

15:15 Tirano (450m)

Ein endloser downhill. Unfreundlicherweise die ersten 150hm auf S4 niveau, etwas zu viel für meinen Geschmack. Nach ein paar Flüchen und fruchtlosen Fahrversuchen wird's freundlicherweise leichter um dann schließlich genüßlich auf S2-niveau auf einer verblockten almwiese auszuklingen. Leider viel zu schnell.

Die verbleibenden 1500hm werden dann auf Almwegen, Schotter und schließlich Teer vernichtet. Jetz sitz' ich in Tirano im Cafe und hab mein Ticket für die räthische Bahn schon in der Tasche. Der von seracjoe beschriebene Passo Murrato klingt mir doch zu viel nach bergab schieben, da nehm ich doch lieber die Chickenvariante und freu mich auf die leichten surf-trails vom Berninapass nach St. Moritz :).

20:00 St. Moritz, Jugendherberge (1800m)

War hier schon vor drei Wochen während eines Graubünden-Freeride-Cross. Groß, sauber, all-you-can-eat-4-gänge-menü, alles für 30E. Preiswerter als alle Rifugis in Italien... sehr zu empfehlen.

Und der Trail vom Berninapass nach Pontresina... ein mit schweizer Gründlichkeit gepflegter Surf-Traum von oben bis unten. Die bergamasker Alpen mögen ja wild und einsam und spannend sein, aber trailmäßig können sie der Gegend hier nicht das Wasser reichen.

Satt und zufrieden löffle ich grad meinen nachtisch. Und das beste kommt nachher noch... eine Waschmaschine für die dreckigen Bikesachen :).

hömes bergauf: 800 (und 1900 mit bahn), bergab: 2750




Tag 5: St. Moritz - St. Moritz 03.09.2006


03.11. St. Moritz, Jugendherberge (1800m)

Endlich mal ein Frühstück das seinen Namen auch verdient. Ich löffle grad mein zweites Birchermüsli und gucke aus dem Fenster. Dort sind die Aussichten im Gegensatz zum Blick aufs Buffet allerdings weniger erfreulich: bewölkt und kalt. das angekündigte Subtropenhoch hats wohl noch nicht bis ins Engadin geschafft.

Die Fuorcla Surlej fällt damit für heute erst mal aus, für Gletscherpanorama braucht man einfach Sonne und stahlblauen Himmel. Vielleicht fahr ich heut nur ne kleine Runde über Piz Nair / Suvrettapass und bleib noch eine Nacht hier. Kann eh nicht schaden noch etwas zuzuwarten, dann schmilzt der Schnee am Eisjöchl für den Rückweg wieder. Weiß zufällig jemand wies da grade ausschaut?

Jetzt wird jedenfalls erst mal gemütlich weiter gefrühstückt.

13:00 knapp unterhalb Piz Nair (2700m)

Fauler Tag... Start um halb zwölf :). Ein biker auf meinem zimmer gab mir den tipp, nicht direkt im Tal zum Suvretta rauf zu fahren sondern lieber im skigebiet über Corviglia und dann quasi unterhalb des Piz Nair rüber queren. Die Auffahrt war zwar mit den typischen 28%igen Skipistenrampen durchsetzt, aber was jetzt kommt sieht richtig nett aus.

Bergauf geht's heut auch irgendwie leichter, ob das wohl an 5kg weniger Gepäck liegt :)?

14:25 Alp Suvretta (2100m)

Ein endloser Trail, oben fast ohne Gefälle durch ein karges Hochtal (lockeres s1-surfen) und dann ein kurzes aber knackig steiles S2/S3-stück runter zur Alm. Macht laune, trotz bedecktem Himmel.

Leider ist mein Hinterreifen mittlerweile glatt wie ein Kinderpopo, die conti gravitys sind zwar gut wenn sie neu sind, aber mit der Haltbarkeit ists nicht lange her. Glaub das war dieses Jahr schon der dritte Reifen hinten, vielleicht sollte ich mal die Marke wechseln.

Wo wir schon bei Marken sind: meine neue sram x.9 schaltet sich so unglaublich präzise daß ich mich ernsthaft frage, wieso ich seit vielen Jahren immer nur shimano-kram am Rad hatte. Ein Jammer :).

16:00 St. Moritz See

Lustiger(?)weise durfte ich eine Minute nachdem die oberen Zeilen geschrieben wurden feststellen, daß mein schönes neues Schaltwerk völlig schief am Rahmen hing. Wieder mal ein Schaltauge zerdengelt, karamba. Vielleicht ist die Lösung am neuen Rahmen von Liteville doch nicht so verkehrt.

Was solls, kein Drama, der kluge Biker führt immer ein Ersatzschaltauge mit. Wiegt ja nix. Der etwas weniger kluge Biker hat dazu dann ein ultraleichtes Multitool, dessen Wechselbits zu kurz sind um an die Befestigungsschraube des Schaltwerks ranzukommen :).

Naja, nach etwas Biegen und Einstellarbeit konnte ich die Tour mit einem Gang weniger fortsetzen. Ging ja fast nur noch runter. Bin grad noch etwas durch die Fußgängerzone von St. Moritz geradlt, Guccitrail sozusagen. Heut war eher ein Ruhetag.

Jetzt spachtle ich Bündner Nußtorte am See und überleg mir, wo ich hier morgen früh einen neuen Reifen herbekomme. Und zwar ohne mich dabei gruslig geschröpft zu fühlen, so wie vor drei Wochen bei den Bremsbelägen in davos. 45chf... Kommentar erübrigt sich :)

hömes bergauf: 1100, bergab: 1100




Tag 6: St. Moritz - Livigno 04.09.2006


07:00 St Moritz

Guten morgen. Schluß mit rumhängen, heute wird's wieder ernst. Alle wolken sind weg, die Fuorcla Surlej wartet. Und danach will ich dann noch über den Strelapass (und evtl. diesen See oberhalb) nach Livigno. Würd am liebsten schon los, aber Frühstück gibt's erst ab 7 und Reifen erst ab 8 (falls überhaupt).

10.15 Fuorcla Surlej (2755m)

Leute, wer hier noch nicht oben war der hat echt was verpaßt in seinem Bikerleben. Oder positiv gesehen, der hat den Höhepunkt noch vor sich :).

Wider erwarten war die komplette Auffahrt ein einziger Genuß. Unten durch wunderschönen Lärchenwald, nach der Baumgrenze dann felsige Hochgebirgslandschaft. Ein paar steile Rampen aber auch immer wieder Stücke zum ausruhen und genießen. Insgesamt ca. 150hm schieben, die Skipisten haben nicht wirklich gestört.

Und dann die ankunft oben... vergesst den Lago, die bergamasker Alpen sowieso, vom Tegernsee wolln wir gar nicht reden :). So ein Panorama gibt's europaweit nur in der Schweiz. Und vielleicht noch bei der Mt Blanc- Traverse, da aber nicht ganz so "frontal". Biancograt, Piz Bernina, Piz Rosegg, alles vor stahlblauem Himmel ohne ein einziges Wölkchen. Der "Wartetag" gestern hat sich definitiv gelohnt.

13:30 Val Rosegg, Kuchenbüffet (1900m)

Also wenn dieser weg noch nicht auf der holy-trail liste steht, dann aber nix wie los. 800 Höhenmeter schmaler, teils verblockter, aber fast immer fahrbarer Pfad auf S3-Niveau. Und über das Panorama brauch ich wohl kein Wort mehr zu verlieren. Man taucht quasi ab in einen von Gletschern eingeschlossenen Talkessel. Solche plätze muß man mit der Lupe suchen... und wird doch nicht viele finden. Die Fotos sprechen für sich.

Die kuchen im Hotel Rosegg sind übrigens von ähnlicher Qualität wie die Landschaft. Deren preise auch, aber das ist es wert :).

15:00 Poschiavo, in der Bahn (1750m)

Ok, das war nicht geplant, wirklich. Aber der Downhill endete sozusagen direkt am Bahnhof vor dem offenen Gepäckwagen, und die Lok pfiff grad auch noch so einladend, da konnt ich nicht widerstehen. Sind zwar nur 300 hömes zur Diavolezza, aber was solls, ich fahr gern Bahn.

16:30 Passo Stretta

Nette, leichte Auffahrt, oben ein flacher S1-Trail. Aber der steile Absturz runter zur Livigno-Straße bereitet mir etwas Kopfzerbrechen.

Ok, war ziemlich happig. Oben S3 mit ein paar extrem steilen, glatten, abgerutschten S4-stellen. Die waren zum laufen sogar schwer. An einer Felsnase nach ca 15 Minuten hat mans dann geschafft und kann die restlichen Hömes nach livigno genüßlich auf S2/S1-Trail und Teer vernichten.

19:00 Hotel Spöl, Livigno, Whirlpool

Nicht direkt im Whirlpool sondern im Liegestuhl daneben, das wasserdichte pda-case klemmt am rad :). Ein bißchen Luxus darf nach so einem Tag und nach fünf Nächten auf Rifugis und in Juhes schon sein. Die Mischung machts! Und jetzt erst mal Schluß, Sauna und Dampfbad warten und der Hunger meldet sich auch schon langsam. Später gibt's dann noch ein paar Bilder...

Hömes bergauf: 1800, bergab: 1800




Tag 7: Livigno - Trafoi 05.09.2006


09:00 Livigno (1800m)

Eigentlich etwas spät für das heutige Programm, die Tage sind ja leider nicht mehr so lang. Aber naja, 4-sterne Frühstücksbuffets halten schon auf, wenn man aus jedem Töpfchen einmal naschen will :)

09:15 Il Mottolino (2300m)

Wie das geht? 500m in 15 Minuten? Darüber breiten wir diskret den Mantel des Schweigens.

11:15 Torri di Fraele (1940m)

Der Weg hier rüber über den Passo Foscagno war eigentlich nur als Abkürzung gedacht, normalerweise fährt man ja durchs Val Trela. Herausgekommen ist allerdings ein wunderschöner, schmaler S1-trail, hoch oberhalb des Valdidentro, mal leicht ansteigend, mal leicht abfallend, immer durch lichten Lärchenwald mit wunderbarer Aussicht. Dann noch eine kleine Abfahrt und kurze Querung auf Schotter, schon ist man da. Komisch daß ich über diese Variante noch nie was gelesen hab, sicher eine lohnende Alternative wenn man das Val Trela bereits kennt.

14:15 Bochetta di Forcola (2770m)

Die Auffahrt durchs Val Forcola und dann rechts hoch zur Bochetta Pedenolo war richtig schön, unten schwer und trailig und oben dann ein flacher grasiger Schotterweg zum genießen. Leider wird der Genuß etwas durch die anschließende Geröllfeldquerung getrübt, bei der man um jeden Meter trauert den man nachher wieder hoch muß. Anderseits freut man sich auch über jeden Meter bei dem das Vorderrad nicht im Abgrund gelandet ist. Schwamm drüber, das Ortlerpanorama an der Bochetta di Forcola entschädigt für alles.

Jetzt nix wie runtergetrailt und zum Stilfser hoch, ich hab einen Bärenhunger!

15:15 Stilfser Joch (2760m)

Der Trail von der Forcola zum Umbrailpass ist ja mal ein netter. Keinerlei Schwierigkeiten aber "flow" ohne Ende :).

Leider war das Ristorante am Umbrail chiuso, das gefiel meinem Hungerast überhaupt nicht. Der bergauf-Trail zur Dreisprachenspitze fällt damit flach, stattdessen kurble ich auf Teer zum Stilfser, da gibt's wenigstens was zu futtern. Zum Beispiel die Grillwürstel von den lustigen Alleinunterhaltern mit Filzhut, von denen ich mir grad eine schmecken lasse.

18:25 Furkelhütte (2150m)

Einfach genial, Goldseetrail im Abendlicht. Was soll ich noch groß erzählen, der Weg ist ja hinlänglich bekannt. Endlich kenn ich ihn auch, zumindest die obere Hälfte. Schaut euch einfach die Bilder an :).

Mein Gruß an die beiden biker, die mir, diesen heiligsten aller holytrails bergauf schiebend, entgegen kamen. Na immerhin können sie bei jedem einzelnen ihrer vielen tausend mühsamen Schritte ein tolles Panorama genießen.

Leider hat sich meine Hoffnung, in der Furkelhütte übernachten zu können, nicht erfüllt. Die kümmern sich wohl nur tagsüber um die Sessellift-Rotsocken und schließen abends die Pforten. Nicht mal einen Brunnen gibt's für den durstigen Radler. Trotzdem genieße ich ein paar Minuten das Abendpanorama und finde zum Glück noch zwei Schokostückchen aus dem letztem Hotel in meinem Gepäck.

In Anbetracht der fortgeschrittenen Tageszeit verzichte ich auf weitere Trail-Experimente und setze schon mal ein breites Grinsen auf, als ich den Wegweiser "Skipiste nach Trafoi" entdecke.

18:35 Trafoi, Hotel Madatsch (1600m)

Das Grinsen ist noch da, die bremsbeläge nicht mehr :). Sowas ist mir zwar eigentlich im Winter mit Skiern lieber und die Geschwindigkeit dürfte da auch noch mal doppelt so hoch sein, trotzdem sieht der GPS-Track sehr lustig aus :).

Ich wollte heute zwar eigentlich wieder etwas rudimentärer übernachten, aber wie der Zufall so spielt... Die Skipiste spuckt mich direkt vor dem Hotel Madatsch aus. Wirkt eher wie ein kleines Schloss, der komplett verglaste Indoor-Pool mit Ortler-Sunset-View blinzelt mir blau entgegen.

Fragen kostet ja nix denk ich mir. Luxus scheinbar auch nicht... 50E Halbpension... Bella Italia eben. Eingecheckt, Hose runter, ab in die Sauna :).

20:00 Dinner (abendessen wäre untertrieben)

Wollte noch kurz was zum einzigen Sturz des Tages erzählen. Ort: Wellnessbereich Hotel Madatsch, Bodenbeschaffenheit: nasse Fliesen, Verlauf: direkt auf den Allerwertesten. Dann kurz weitergeschliddert und zwei Zehen so extrem in die Maschen eines Wäschekorbs gebohrt, daß mich die Wellness-Rettungs-Fee mit einem Taschenmesser befreien mußte. Da sag nochmal einer, mountainbiken wäre gefährlich :).

So, Hauptgericht kommt. Mahlzeit.




Tag 8: Trafoi - Schlanders 06.09.2006


09:00 Trafoi (1600m)

Los geht's. Teerdownhill nach Schlanders und dann aufs Tarschljöchl. Irgendwie tuts mir schon leid um den unteren Teil des Goldseetrails den ich gestern wegen Dunkelheit nicht mehr fahren konnte, aber ich komm sicher noch mal wieder.

10:00 Dreisprachenspitze (2800m)

Ahem... erstens kommt es anders... Diesmal ist allerdings selbst der Mantel des Schweigens zu klein :). In der zweiten Kehre meines Downhills, grad auf 70 kmh beschleunigt, steht vor mir an einer Haltestelle der Postbus und sammelt grad ein paar Rotsocken ein. Gar nicht lang überlegt, eine knappe Stunde später bin ich 4E ärmer und 1200hm reicher und freu mich auf Goldseetrail zweite Ausgabe, mit weniger Fotostops, mehr Flow, und komplett!

11:10 Furkelhütte

Auch mal nett, einfach so durchheizen ohne anzuhalten :). Ein Stopp erwischt mich allerdings doch: ein lupenreiner Überschlag mit bis zum Ende eingeklickten Pedalen. Wo ist die Videokamera wenn man eine braucht...

Ich war wohl schon etwas unkonzentriert und hab zu viel vorne gebremst, um meine nicht mehr vorhandenen hinteren Beläge zu schonen. Helm und Handschuhe verhindern schlimmeres, nicht aber, daß sich ein dicker Stein genau in den blauen Fleck von gestern bohrt. Kein Spaß sowas, aber wenigstens ist's ab jetzt eine Mountainbiker-Verletzung :). Auf den Schmerz erst mal ein Trostpflasterbierchen...

13:13 am Goldseetrail (2200m)

Geht mir etwas viel bergauf der zweite Teil, besonders nach der Stilfser Alm. Aber natürlich sind auch tolle Stücke dabei. Bin heut irgendwie etwas schlaff, ich will jetzt bis Glurns nur noch runterfahrn!

14:20 Prad (900m)

Na also, das war doch ein würdiger Abschluß des goldseetrails. Hatte irgendwann keine Lust mehr auf die in der Swiss-Singletrail-Map ausgeschilderte Strecke. Zu eben und am Ende vernichten sie die Hömes doch nur auf einem Forstweg. Drum bin ich auf einen Weg nr 12 abgebogen, der hatte nochmal alles was ein Biker will, und das über 1300 hömes bis fast nach Prad runter. Ein Trailtraum in S1 und S2, mit einigen heftig engen Spitzkehren.

In Prad mußte ich erst mal die Reserven mit einer Pizza auffüllen und sitz jetzt vor einem Bikeshop. Mal sehen was an meinem Radl noch zu retten ist :).

18:00 Schlanders (800m), Pension Schweizer

Ich gebs ja zu, den Tag heut hab ich etwas verschlafen. Die Goldsee-aktion Nr 2 hat doch länger gedauert als erwartet, dann mußte ich ne Stunde am radl rumbasteln bis alles wieder lief. Zwei Speichen und schon das dritte Schaltauge im letzten Monat. Ist wohl bei dem Überschlag passiert, aber trotzdem... Sind die Teile heutzutage aus Butter??

Aber wozu hetzen... Tarschl hätt ich heut eh nicht mehr gepackt. Also lieber ein nettes Garni in Schlanders gesucht, nachher dann noch ein bis drei Bierchen in der Dorfkneipe.

Der prognostizierte Wetterumschwung hat sich auch reduziert auf ein paar Wolken morgen und eine kleine Kaltfront am Freitag, Wochenende dann wieder schön. Also immer mit der Ruhe :).

Grober Plan ist erst mal Tarschl, Eisjöchl, Jaufen, Port(oder Sand?)joch, Obernberger see, dann irgendso ein Egger(?)dingsbumsjoch von dem ich hier glaub ich mal was gelesen hatte. Und dann? Keine Ahnung. Geht nicht über Maria Waldrast irgendwo ein Traumtrail ins Stubai?

...und wenn ich keine Lust mehr hab, bleibt immer noch der Zug :)

Hömes bergauf: 600, bergab 2500




Tag 9: Schlanders - Vernagtsee 07.09.2006


07:30 Schlanders

Das nächtliche Gewitter hat sich verzogen, der Himmel ist wieder blau. Es riecht nach frischen Brötchen. Ab zum Frühstück und dann ab aufs Tarschljoch.

10:45 Schlanderner Alm (1850m)

Kleine Badepause am Minisee. Die Auffahrt war erst gemütlich auf Teer, dann Schotter mit gemein steilen Rampen bis 30%. Nach ein paar Minuten Kampf war Kapitulation angesagt. 150hm schieben und man erreicht das Almgelände, ab hier wird's wieder bikerfreundlich.

Entgegen der geschürten Erwartungen ist bisher keine Bergnymphe aufgetaucht, außer ein paar Kühen hatte ich noch keinen Besuch im "Strandbad".

12:15 Kortscher Alm (2000m)

Pause für ein Radler. Die Alm wird von ein paar Sachsen bewirtschaftet, doch obwohl ich alle weiblichen Wesen (Anna und Maria) befrage, keine erinnert sich an Radler vom Juli. Des Rätsels Lösung scheint eine weitere Anna mit angeblich himmelblauen Augen zu sein, die die Alm allerdings im August verlassen hat. Ich häng trotzdem lang hier ab, keine Lust auf die folgenden 800m Geschleppe.

14:30 Tarschljoch

Also eins weiß ich, mein Lieblingsübergang wird das nicht. Die zwei Stunden waren schon sehr mühsam, teils übelste Geröllschlepperei. Aber wohl immer noch besser wie richtung Süden, denn hier hätte man das meiste wohl auch wieder runter tragen müssen, es sei denn man beherrscht s4 im Schlaf.

Der Downhill nach Norden schaut dagegen wesentlich netter aus, fast nach Spaß. Sollte mich auch langsam mal auf die Socken machen, das Wetter hat die Untrübbarkeit der letzten Tage verloren. Überall türmen sich Wolkengebirge auf, doch meist kommt die Sonne noch durch.

Auf geht's...

17:00 Vernagt, Hotel Edelweiß

Ok ich gebs zu, der Trail war nett. Entschädigt durchaus für den mühsamen Aufstieg. Würde sagen S2-S3, ziemlich steil und über hundert Kurven :). Sozusagen das komplette Gegenteil vom goldseeweg, wie immer, Abwechslung muß sein.

Unten dann noch ein Wanderweg am Nordufer des Vernagtsees. Lustig, mit Hängebrücke und Roadblock der besonderen art (siehe Bilder). Punkt 17:00 tuts einen Donnerschlag und die Hölle bricht los. Ich bin zum Glück schon unterm Vordach des Hotel Edelweiß und bekomm auch gleich ein Zimmer.

Alles in allem ist das Tarschljöchl in Süd-Nord-Richtung durchaus zu empfehlen. Andersrum gibt's bestimmt bessere Alternativen.

Hömes bergauf: 2100, bergab: 1100




Tag 10: Vernagtsee - St. Leonhard 08.09.2006


08:30 Vernagtsee, Hotel Edelweiß

Der Himmel ist noch etwas wolkenverhangen, aber laut Wetterbericht wird's schön. Die ersten blauen Löcher sind auch schon zu sehen. Jetzt geh ich erstmal den "Mariastaumauertrail" suchen, dann wird zum Eisjöchl gekurbelt. Das wird dann eigentlich der erste Teil der gesamten Route, der mir schon bekannt ist, allerdings in andrer Richtung. Nicht schlecht, süd-nord bringt doch nochmal erhebliche Abwechslung ins Alpencross-Geschäft.

11:30 Eishöfe (2080m)

Bis hier her ja ganz entspannend, obwohl die Straße durchs Passeiertal schon manchmal steil ist. Nie jedoch so gemein wie am Passo Campelli.

Ist zwar noch relativ früh, aber eine Portion Spaghetti muß schon sein. Hier unten doppelt so groß und halb so teuer wie oben auf der Stettiner Hütte.

Wenn ich so nach oben schau, dann war das mit "komplett fahrbar von süden" wohl ein Gerücht :).

14:15 Eisjöchl (2900m)

War tatsächlich ein Gerücht. Ab 2200m geht nicht mehr viel. Man könnte vielleicht die Hälfte wenn man wollte, aber man will nicht :). Zu Fuß ist's viel gemütlicher, beinahe ein netter Spaziergang auf gutem Weg. Kein Vergleich mit dem Schlauch am Tarschljoch.

Jetzt schau ich mal zur Hütte rüber. Kaffee und Kuchen muß schon sein...

Ps, neuer Höhenrekord für ein Posting auf mtb-news :)?

16:00 Gasthaus Lazins (1782m)

Geschafft, ohne snakebite. Das will was heißen bei den grusligen senkrechten Platten die hier in die Wege gearbeitet sind. Die Bremsen einen schon sehr runter, daher auch kein holy trail. Trotzdem... 1000 Höhenmeter purer Spaß :). Das hat mich gejuckt seit ich dieses Joch bei einem meiner ersten Alpencrosse vor vielen Jahren raufschleppen mußte.

Ich denk inzwischen auch langsam ans Ende der Tour. Die Highlights wegen derer ich auszog (Fuorcla Surlej, Goldsee Trail, Eisjöchl-SN) sind in einem großen Bogen vom Gardasee aus richtung München verbunden. Eigentlich wollt ich ja bis vor die Haustür durchfahren, aber je mehr man in altbekannte Gegenden kommt wo man schon dutzende Male beim radeln war, desto schwerer ist es, die Motivation zu behalten.

Na mal sehen. Ich roll jetzt erst mal richtung Moos und schau was kommt.

19:00 St Leonard in Passeier (680m), Dorfplatz

Das rollte sich schon gut! 1000 Hömes auf geteerter Rennbahn zu vernichten macht auch mal Spaß. Hätte bestimmt auch ein paar Fußwege gegeben, aber ich hab gar nicht gesucht. Die Abwechslung machts eben, wie immer.

Hatte kurz überlegt, heut noch auf den Jaufenpass zu prügeln. Aber dann war mir Pension Brunhilde doch irgendwie symphatischer. Morgen ist ja auch noch ein Tag...

Hömes bergauf: 1750, bergab: 2750




Tag 11: St. Leonhard - Pfitscherjoch 09.09.2006


08:00 St Leonhard (680m)

Früher Start. Der erste Weg führt mich direkt zum B... (ich sags nicht!)

08:50 Jaufenpass (2100m)

Ahem... Wo war nochmal der Mantel :)? Ich mag ja eigentlich Teer-Uphills, aber Samstag vormittag... Hätte doch zu viel frustrierende Konkurenz von Motorradlern gegeben. Die gesparte Zeit investier ich jetzt lieber in Trailsuche.

10:45 Sterzing (950m), Dorfplatz

Na geht doch! Nach einigen Recherchen bei "Locals" (häufigste antwort: "Nimm die Straße") entschließe ich mich für den weg 13B vom Jaufenhaus nach Bichl im Ratschingstal. Oben etwas uninspiriert über Skipisten, dann ein schmaler, wurzliger, teils steiler Waldpfad, S1-S2 mit einigen S3-Stellen. Auf alle Fälle besser wie die Paßstraße.

Unten dann gemütlich auf Teer nach Sterzing ausrollen und erst mal in Walters Radlklinik mein Bike versorgen, dann ein zweites Frühstück.

Wetter ist wie immer traumhaft, wär eigentlich schade hier jetzt in den Zug zu steigen. Auf Brenner hab ich allerdings auch keine Lust, trotz Grenzkammstraße etc find ich den Übergang irgendwie öde.

Was bleibt? Genau... Pfitscherjoch. Muß nur noch ein paar Müsliriegel einwerfen, dann geht's weiter...

12.45 St. Jakob im Pfitschertal (1500m)

Gute Entscheidung, sehr schön hier. Ganz schön weit von Sterzing, ist mir damals beim runterrollen gar nicht so vorgekommen :).

17:00 Pfitscher Jochhaus (2270m)

Bei meinem ersten Alpencross sind wir von Norden aufs pfitscher, bei Nebel, Schneesturm, 0 Grad. Was für ein Unterschied. Sitz schon seit einer Stunde auf der Terasse, 30 grad, inzwischen das dritte Weißbier. Glaub ich fahr heut nirgendwo mehr hin. Macht nix, hier ist's schön.

Hömes bergauf: 1400, bergab: 1100




Tag 12: Pfitscherjoch - München 10.09.2006


08:00 Pfitscher Jochhaus (2200m)

Käse und Schinken zum frühstück... Man merkt, daß Österreich nur 50 Meter entfernt ist. Die Sonne schaut grad über die Bergspitzen auf's Joch, wird Zeit daß ich aufbreche. Der Weg nach münchen ist weit und ich hab mir in den Kopf gesetzt, es an einem Tag zu schaffen. Glaub ich bin noch nie wesentlich über 100km gefahren, das wird noch spannend. Naja, erst mal geht's ja nur bergab... Aufi!

11:15 Maurach, Achensee

Teufel... ist das Zillertal lang und flach. 65km bis vorne. Das artet richtig in Arbeit aus, alles im größten Gang durchzudrücken. Aber was sein muß, muß sein. Heut ist nun mal Teertag :).

Ich wollt eigentlich unten Pause machen, aber dann warn oben am Berg richtung Achensee grad ein paar Rennradler, das war natürlich Motivation pur :).

Jetzt, nach 72km (und mickrigen 500hm) ist die Pause dafür um so dringender. Radler und Cordonbleu müssen sein. München ist immer noch weit, aber kommt näher! Lamsenjoch, Plumsjoch, etc würden sich natürlich direkt anbieten. Aber heut ist eben anderes Programm, die Abwechslung machts (ich wiederhole mich).

13:00 Sylvensteinsee, Staumauer

Ewig lange Strecke mit leichtem gefälle. Aber der Gegenwind... seufz. Wo sind die verflixten Rennradler wenn man sie mal braucht. Ich seh die immer nur am Berg und da schlaffen sie ab :).

Anyway, läuft ganz gut bis jetzt. 104km in 3h55, dh 26er Schnitt, mit Pfitscherjochtrail und Achenseeberg. Werd schon selber halb zum Rennradler, solche Daten interessieren mich sonst überhaupt nicht.

14:00 Bad Tölz, McDonalds

125km, 4h 44min. Dieser Gegenwind macht mich fertig. Will der mich zurück in die Berge blasen oder wie? Rennradln ist definitiv nicht mein Sport!

14:40 Wolfratshausen

155km... Die S-Bahn lockt... überhaupt nicht! Die paar 50km oder so schaff ich jetzt auch noch.

17:30 München, Sportheim Osterwaldstraße, Swimmingpool

190km, 7:30 Fahrzeit. Uff, geschafft! Naja fast, nach hause sinds noch 10km. Aber hier sind erst mal Freunde und Wasser und ein Biergarten :). Bin den ganzen Tag nur am trinken, bei jedem McDonalds unterwegs mußte ich 0.5l Cola vernichten. Ist zwar ernährungstechnisch sicher suboptimal, aber schmeckt sooo gut :).

Quasi aus Versehen bin ich noch auf die Isartrails bei Grünwald geraten. Hat mir gar nicht in den Kram gepasst, heut sollte doch ein Teertag werden. Ehrlich gesagt fand ich die Weglein auch eher "uninspirierten Matsch", aber das muß wohl so sein wenn man grad von so einer Tour kommt (Fuorcla Surlej...).

Anyway, nach den 190km fühl ich mich erstaunlich gut. Hatte mal kurz zwei psychische Tiefs, eins wegen Gegenwind zwischen Lengries und Tölz und eins auf den Matschtrails. Aber wo ein Wille ist...

Jetzt freu ich mich auf mein eigenes Sofa, das nächste Posting kommt dann von dort, heut abend.

22:00 München, daheim

Karamba... 198.3km... aber deswegen noch dreimal um den Block fahrn nur damit da 200 steht war mir dann doch zu blöd. Außerdem haben die elenden Grünwalder Isartrails trotz redlicher Bemühungen meinen Schnitt von 26 auf 25 gedrückt, das Leben ist hart und ungerecht.

Spaß beiseite, es war insgesamt weniger schlimm als ich's mir vorgestellt hatte, trotz elendem Gegenwind. Trotzdem, zum Rennradler werd ich deswegen nicht. So eine richtige Mountainbiketour mit knackigem Anstieg und heißem Trail ist schon was andres. Aber als coolen Abschluß einer langen Tour fand ichs doch irgendwie ganz lustig.

Apropos Tour... die müßte auf der Karte irgendwie ein bisserl wie ein langgezogenes Z aussehen. Vielleicht nenn ich sie (oder mich) den Alpenzorro :-).

Mein besonderer Dank gilt noch den beiden Polizeiobermeistern, die mich nach 8 Std und 196km kurz vor daheim wegen fehlender vorschriftsmäßiger Lichtanlage an meinem Bike (ok ich gebs ja zu, hatte gar keins) anhielten und zur Kasse bitten wollten. Ich war auch bereit zu zahlen, hatte dafür aber um ein Foto der Aktion und ihre Vornamen gebeten, so als kleinen Gag am Schluß für meinen Bericht. Schlußendlich ließen sie mich weiterfahren, ohne Strafe und ohne Foto. Fast schade eigentlich.

Für ein großes Fazit der Gesamttour und des Live-Berichts bin ich jetzt grad zu erschlagen... vielleicht fällt euch ja was ein!

Bis dann,
stuntzi.